Lange Zeit meines Lebens war ich, wie viele Männer, ein Jäger nach dem Weibe. Einerseits wollte ich eine Frau, die mit mir lebt, andererseits drängte mich der männliche Jagdtrieb. Und ich war lange der Ansicht, Sex müsse geil, dreckig und hart sein, damit er gut ist.
Heute weiß ich, und dazu musste ich vielen lieben Menschen und letztlich auch mir selbst weh tun, dass die Seele, die ich bin, etwas ganz anderes begehrt hat.
Was meine Seele eigentlich suchte, war Liebe. Denn Liebe ist die einzig wahre Form der Nähe, Intimität und Verschmelzung. Man kann noch so geilen, dreckigen, harten Sex erleben und sich von einem Orgasmus zum nächsten schaukeln – Nähe erfährst du nur durch Liebe.
Darum ist Liebe die wahrhaftigste Grundlage für eine Verbindung. Sexualität ist heilig. Sie kann ohne Liebe nicht heilig sein. Sie kann ohne Liebe nicht heilsam sein. Ohne Liebe bleibt sie ein animalischer Akt, der still, aber unerfüllt, nach wahrer Nähe lechzt.
Und ich weiß mittlerweile auch für mich selbst, was Ehe bedeutet. Ehe ist kein Ritual, kein Versprechen, das wir uns in sentimentalen Momenten leisten. Es braucht dazu keine Ringe, keine Verträge, keine Kirche und nur einen einzigen Zeugen – die Göttlichkeit. Ehe ist die Bestimmung zweier Seelen, sich zu lieben, ob sie das nun wollen, oder nicht.
Ehe wird nicht durch den Menschen entschieden, sondern allein durch Gott. Durch die allmächtige Hand werden zwei Menschen bestimmt, im Feuer der Liebe füreinander zu brennen. Dieses Feuer läutert sie in guten wie in schlechten Tagen, in Zwietracht wie in Harmonie. Sie können nicht ohne einander erfüllen, was der kosmische Ordnungsplan für sie entworfen hat. Eheleute dieser Art können sich trennen – in ihren Herzen hören sie den Namen ihres Gegenstücks. Sie können in anderen Betten schlafen, aber ihr Herz schläft immer neben dem Geliebten/der Geliebten. Sie finden anderswo nicht mehr, was sie aneinander hatten. Manche irren dann ein Leben lang umher. Aber Verbindungen der neuen Zeit sind so beschaffen, dass es kein Entkommen gibt. Die Zeit der heiligsten Vereinigung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen ist längst angebrochen. Wir alle müssen lernen und akzeptieren, dass alte Muster nicht mehr greifen.
Darum sollen wir die Ehe nicht brechen, denn sie ist keine Wahl, die wir selbst getroffen haben. Nicht wir entscheiden, wen wir lieben, sondern die Liebe wählt uns. Unser Geliebter/unsere Geliebte ist ein heiliges Geschenk Gottes. Und in einer solchen Verbindung kann es keine Sexualität ohne Liebe geben. Denn wahre Sexualität ist die innigste Verbindung, die Verschmelzung zweier Menschen in Körper, Geist, Herz und Seele. Es ist die Einheit in Vollendung zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen. Der kosmische Tanz höchster Schöpferkraft, zu der Menschen fähig sind. Es ist die Einheit in allem – Tantra.
Ja, ich weiß das heute alles. Und ich bedaure, es nicht früher zugelassen zu haben, denn es war im Grunde mein ganzes Leben latent in mir angesiedelt als unerfüllte Sehnsucht, die sich als stumpfer Jagdtrieb äußerte.
Falls du ein Mann sein solltest, möchte ich dich dazu einladen, dich radikal ehrlich zu hinterfragen in der Form, wie du Sexualität und Liebe für dich lebst. Denn ich glaube, wenn wir Kerle echte Männer sein wollen, wenn wir uns in dieser Welt neu definieren wollen, müssen wir die Frau anders an uns heranlassen. Wir müssen begreifen, dass ihr Schoßraum ein Tempel ist. Und in diesen Tempel sollten wir nur eindringen, wenn wir in Liebe für diese Frau brennen. In Liebe sind wir rein, ohne Schatten. Wenn wir die Frau als Seele, als Mensch, als gebärendes Wesen durch Liebe ehren können, nur dann haben wir die verdiente Gunst, in ihren Tempel einzutreten. Die Lust, die wir dann mit ihr feiern, ist heilig und damit auch Heilung. Die gemeinsame Ekstase ist ein Raum, in dem Gott präsent wird.
Wir Männer sehnen uns nach etwas, das uns ständig unter Strom setzt. Aber es ist nicht der Höhepunkt mit einer Frau, sondern die wahre Vereinigung in Liebe. Wir müssen lernen, das vor uns selbst einzugestehen. Wir müssen erkennen, dass wir jahrtausendelang ein falsches Verständnis von uns selbst und damit auch von der Frau aufgebaut haben. Denn nur Liebe ist wahre Nähe. Alles andere ist nicht einmal der Vorhof.
In Liebe,
David Pauswerk
David Pauswerk