Liebe ist nichts für Feiglinge. Liebe ist ein Akt des Mutes.
Du brauchst Mut, um jemanden zu lieben, der sich selbst noch nicht liebt. Du brauchst Mut, dich zu zeigen, obwohl du genau weißt, dass du verletzt werden kannst. Du brauchst Mut, deine Seele zu öffnen, deine Geschichte zu teilen, deine Schatten nicht zu verstecken, sondern bewusst sichtbar zu machen. Du brauchst Mut, jemanden ganz zu sehen. Mit seinen Brüchen, seinem Rückzug, seiner Angst, seiner Unvollkommenheit. Und trotzdem zu bleiben.
Denn Liebe ist kein Vertrag. Kein Deal. Kein „Wenn du mir gibst, gebe ich dir.“ Liebe ist kein vorsichtiges Eintauchen mit dem Zeh. Liebe ist der Sprung. Mitten rein. Ins Unbekannte. Ohne Garantie. Ohne Rückgaberecht.
Und ja, Liebe tut weh, wenn du mit halbem Herzen gibst und erwartest, dass der andere dich ganz zurückspiegelt. Sie tut weh, wenn du nicht sagen kannst, was in dir vorgeht, wenn du dich verschließt, statt zu fühlen, einfach weil du irgendwann gelernt hast, dass Verletzlichkeit gefährlich ist.
Aber weißt du, Liebe war nie bequem. Nie sicher. Nie einfach. Sie war immer wild. Immer nackt. Immer ein Risiko.
Mutig zu lieben bedeutet, trotz Angst zu bleiben. Trotz innerer Fluchtimpulse zu fühlen. Trotz früher Wunden neu zu vertrauen. Und das ist schwer. Denn wir alle tragen Masken, wir verstecken uns, wir fürchten uns, erkannt zu werden. Und dann nicht genug zu sein.
Wir zeigen Rollen: Die Starke. Der Unabhängige. Die Verführerin. Der Versorger. Aber Liebe sieht durch. Immer. Liebe sieht, was du versuchst zu verbergen.
Wenn du wirklich liebst, dann zeigst du auch deine Narben. Deine Fehler. Dein Scheitern. Deinen ganzen Scheiß. Deine Sucht, dein Misstrauen, deine Scham, deine alten Dramen. All das. Nicht als Beichte. Sondern als Einladung: „Das bin ich. Kannst du damit sein?“
Es ist eine Herausforderung, sich mit allem zu zeigen. Nicht nur mit dem Glänzenden. Es braucht Mut, über das zu sprechen, was sonst niemand kennt. Deine Träume. Deine Ängste. Deine Verluste. Die Dinge, für die du dir selbst noch nicht vergeben hast.
Und ja, viele fliehen. Weil es zu viel ist. Weil Liebe alles hochholt, was wir lange vergraben haben. Aber wenn du bleibst. Wenn du atmest. Wenn du fühlst. Dann kann Heilung geschehen.
Wahre Liebe verhandelt nicht. Sie fragt nicht: Was bekomme ich? Sie gibt, weil sie nicht anders kann. Sie liebt, weil da Liebe ist.
Du musst mutig sein, nicht weil Liebe süß ist, sondern weil sie alles von dir will. Dein ganzes Herz. Nicht das „brauchbare“ davon. Nicht nur das, was gut klingt in Gesprächen.
Liebe will dein Chaos. Deine Tiefe. Deinen Schmerz. Deine Lust. Deine Sehnsucht.
Liebe ist großzügig. Sie bleibt, wenn’s schwierig wird. Und sie geht, wenn sie sich selbst verlieren würde, nur um zu bleiben. Sie besitzt nicht. Sie atmet.
Und ja, manchmal verletzt sie dich. Manchmal reißt sie alte Wunden auf. Aber sie tut es, damit du dich erinnern kannst, wer du bist. Unter all den Schichten.
Also bitte, gib dich nicht mit lauwarmer Liebe zufrieden. Mit Sicherheitsbeziehungen. Mit Deals. Mit Tauschgeschäften.
Such keine Liebe, die dich klein hält, nur damit du nicht verletzt wirst. Such die Liebe, die dich wachsen lässt. Auch wenn’s wehtut. Auch wenn du dich nackt fühlst. Auch wenn du zittern musst, bevor du sprichst.
Zeig dich. Sag, was du brauchst. Auch wenn du fürchtest, es nicht zu bekommen. Sag es trotzdem.
Gib, was du geben kannst. Nicht um etwas zu bekommen, sondern weil es da ist.
Liebe ist kein Besitz. Keine Garantie. Kein Ziel. Liebe ist eine Begegnung. Ein Raum. Ein Tanz. Ein Risiko.
Und vielleicht. Vielleicht ist es das Einzige, wofür es sich wirklich lohnt, sich ganz zu zeigen.
Was heißt es für dich, in der Liebe mutig zu sein?
Was würdest du geben, wenn du nichts zu verlieren hättest?
Was würdest du sagen, wenn du wüsstest, dass du gehalten wirst?
Was würdest du zeigen, wenn du dir selbst genug wärst?
Vielleicht beginnt Liebe dort, wo du aufhörst, dich zu verstecken. Und dich stattdessen erinnerst: Du bist liebenswert. Auch mit allem. Vor allem mit allem.
Hab Mut. Denn Liebe verlangt viel, aber sie gibt dir alles. Dich selbst. Deine Wahrheit. Dein Leuchten. Deine Freiheit.
Joe Turan