Rückkehr zur Weiblichkeit

Warum wird Männlichkeit in unserer Gesellschaft so hochgeschätzt?

Das männliche Prinzip wie Leistung, Erfolg und Zielstrebigkeit gelten in unserer Gesellschaft besonders viel. Ein Grund liegt darin, das Männer seit vielen Jahrhunderten den Ton angegeben haben. Wir leben in einer Welt, die Männer geschaffen haben. Lange Zeit spielten Frauen darin nur eine untergeordnete Rolle . In der Entwicklung der Menschheitsgeschichte bekam sie über Jahrtausende den Platz der 3 KKK’s Kinder, Küche, Kirche zugewiesen. Starre, hierarchische Strukturen dominieren die Wirtschaft, Politik und die Forschung.

Es hat sich zwar durch die Frauenbewegung der letzten Jahrzehnte vieles geändert. Welch Gnade: Wir dürfen nun wählen, einen Führerschein machen (bis 1972 nur mit Erlaubnis des Mannes) und arbeiten. Wir können uns scheiden lassen, sind in der Lage alleine zu leben und werden dafür nicht mehr gejagt, gesteinigt und verbrannt. Der Preis für diese Entwicklung ist hoch: Um in dieser männlich geprägten Welt bestehen, lebten Frauen immer mehr nach dem männlichen Prinzip. Sie eroberten sich die Welt, indem sie selbst dominanter, zielstrebiger, Konkurrenzorientierter und leistungsbewusster wurden. Wir Frauen erleben diesen Druck jedoch intensiver als Männern, weil es nicht unserer Natur entspricht.

Das männliche Prinzip zu leben war notwendig, um in der von Männern dominierten Welt einen gleichberechtigten Platz zu finden. Aber es ist noch nicht das Ende eines wichtigen Prozesses. Denn die Kraft der Weiblichkeit spielt in diesem Konstrukt nur eine geringe Rolle. Die weibliche Fähigkeit wie Empathie, Gefühl, Liebe und Kreativität werden häufig geringer geschätzt und belächelt. Nach wie vor erleben wir einen Geschlechterkampf.

Ein weiterer Punkt kommt dazu: Die Unterdrückung der Frauen, sie seit so langer Zeit Realität war (und teilweise noch ist), hat Spuren hinterlassen. Nur wenige Frauen fühlen sich in ihrem Körper und mit ihrer weiblichen Kraft rundum wohl. Wir haben gelernt, das es nicht viel Wert ist, unsere Weiblichkeit zu leben. Deshalb versuchen wir, den Männern nachzueifern und Kraft und Stärke zu zeigen. Oder wir kennen die wahre Kraft unserer Weiblichkeit nicht mehr und definieren uns nur noch über die Schönheit, einen schlanken Körper, Schmuck und Kleidung. Beides hindert uns daran, in unsere volle weibliche Energie zu finden.

Wir leben ja nach wie vor mit den Auswirkungen des Patriarchats. Unsere Ahninnen sind alle Töchter des Patriarchats. Wir alle wurden von Müttern erzogen, die selbst die Opfer der alten Programme und Konzepte waren.

Noch heute haben wir keine wahre Gleichberechtigung. Oft fehlt es Frauen immer noch an Wertschätzung – individuell und kollektiv. Unbezahlten Arbeiten erledigen fast immer Frauen. Wie das Familienmanagement. Welche Kompetenzen es erfordert, wissen nur diejenigen die es tun. Diese Fähigkeit sind in der Wirtschaftswelt meist Mangelware: Was nichts kostet ist nichts Wert – oder doch nicht?

Es sind wir Frauen, die auf ihre Karriere verzichten, um die Kinder zu gebären oder wir stemmen den Spagat zwischen Beruf und Familie. Ein Spagat, der viele von uns an ihre Grenzen bringt, und darüber hinaus

Der Umgang unserer Leistungen, den wir im Rahmen der Familien erbringen, ist uns meist selbst nicht bewusst: „Das ist doch selbstverständlich“ sagen wir. Ja und Nein – Das umsorgen, behüten und nähren entspricht unserer wahren Natur. Und deshalb tun wir das gerne oder macht uns zumindest nicht viel aus. Es ist jedoch nicht selbstverständlich. Auch wir haben Anerkennung und Wertschätzung dafür verdient, die Realität ist, aber das diese Leistung nicht oder nur schlecht bezahlt wird.

Wir brauchen mehr weibliche Energie.

Viele Probleme unserer Zeit haben mit einem Mangel an weiblicher Energie zu tun:

Wer immer im männlichen Modus ackert und ununterbrochen in Aktivität lebt, brennt früher oder später aus. Das zeigen die ständig steigenden Zahlen der psychischen sowie psychosomatischen Erkrankungen

Ruhe, Selbstfürsorge und bewusste Passivität sind dringend notwendig, um den Ausgleich zu schaffen

Kampf, Konkurrenz und Dominanz führen zu unendlich viel Unfrieden und Leid

Weibliche Fähigkeiten wie Liebe, Mitgefühl, Harmoniedenken und Gemeinschaftssinn könnten und sollten dies ausgleichen.

Austausch und Auftanken im Frauenkreis ist so hilfreich,

Hektik und Stress machen viele Menschen krank

Kreativ zu werden, sich zu entspannen und zwischendurch einfach nur zu sein, das sind weibliche Fähigkeiten, die als Ausgleich dringend nötig sind

Raus aus dem Tun und rein ins Sein

Der Unzufriedenheit und Negativität müssen wir mehr Lieben entgegensetzen, um besser zusammen leben zu können

Wir sind die Mütter der nächsten Generation. Es ist so unendlich wichtig unsere Söhne, Töchter, Enkelsöhne und Enkeltöchter darin zu unterstützen den Geschlechterkampf zu beenden.

Wir dürfen den Männern weder aggressives Verhalten durchgehen lassen und ihnen erlauben uns kleinzuhalten, zu manipulieren oder uns herumzukommandieren. Nacht dem Motto: Er meint es ja nicht so. DAS tun sie wahrscheinlich auch wirklich nicht und gleichzeitig ist es unsere Aufgabe, ihnen ihr Verhalten bewusst zu machen

Wir müssen unsere Töchter in ihrer Weiblichkeit unterstützen und damit aufhören, weiterhin das männliche Prinzip zu verstärken

Solange Männer ihre Frauen, nicht auf Händen tragen, weil sie unsere Einzigartigkeit nicht erkennen und solange wir unsere Männer in ihrer Einzigartigkeit nicht vergöttern, sondern an ihnen manipulieren, sie knacken, verändern und kommandieren ist dieser Prozess der Entwicklung zur Geschlechtergleichheit nicht zu Ende.

Angela Jerzyna